Der Waldkindergarten Steyerberg ist ein Zweckbetrieb des eingetragenen Vereines Achtsamkeit und Verständigung e.V.. Der elterninitiativ geführte Kindergarten beherbergt 30 Kinder und wird durch vier Fachkräfte geleitet, unterstützt durch Praktikant*innen und Auszubildende. Der Kindergartenalltag findet ganzjährig in der freien Natur statt, als Anlaufstelle dienen Bauwägen und Feuerstellen. Im Fokus steht das Freispiel in einer natürlichen Umgebung mit Naturmaterialien ohne vorgefertigtes Spielzeug sowie das Erleben des Jahreskreislaufes mit allen Witterungsbedingungen.
Gemeinsam mit den Kindern haben wir eine Obstwiese mit Insektenhotel sowie ein eigenes Gartengrundstück und eine Matschkuhle mit Schwengelpumpe. In Arbeit sind derzeit eine gemütliche Sitzgelegenheit mit Informationsschildern auf der Obstwiese sowie das Pflanzen von noch mehr Obstbäumen und einheimischen Sträuchern.
Die Kinder beobachten täglich im Kindergarten begeistert und interessiert Tiere und Pflanzen. Der Aufenthalt im Wald gibt sowohl den Kindern als auch den Erwachsenen Ruhe und Kraft; Bewegung fördert die Motorik und trägt zur Erhaltung der Gesundheit bei. Das Wasser aus der Pumpe fördert den Kontakt zu dem kalten, klaren Urelement Wasser und den sich damit verändernden Naturmaterialien Sand, Erde, Holz, usw. und regt somit die Sinne an. Das wiederum lädt ein, in Phantasiewelten abzutauchen, ganze Landschaften entstehen zu lassen. Die Kinder bauen Staudämme, Seen und Gräben. Es wird beobachtet und gefolgert, ganz eigenmotiviert und mit Lust am Lernen und Begreifen. Ein naturgemäß gestalteter Kindergarten-Garten ist ein Lern- und Erlebnisraum, der auffordert, auf Entdeckungsreise zu gehen. Die Erzieher*innen verstehen sich hier nicht als Animateur*innen oder Lehrmeister*innen, sondern als Begleiter*innen und Mitentdecker*innen der sich immer wieder verändernden Natur und den Interessen der Kinder. Das Tun im Kindergarten ermöglicht ganzheitliches Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Hier kann die Natur mit allen Sinnen erfahren und durch eigenes Ausprobieren und Beobachten Gesetzmäßigkeiten erlernt werden. Die Kinder erfahren unmittelbar, wie sich die Witterung und die Jahreszeiten auswirken. Im Garten besteht mit Glück und Wissen die Möglichkeit, das selbst Gepflanzte zu ernten und zu essen oder Saatgut für das nächste Jahr zu gewinnen. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind so unmittelbar erleb- und erfahrbar und prägen sich für das ganze Leben ein.
Bereits seit 2009 wecken wir also nicht nur die Neugier und Begeisterung der Kinder, sondern erhalten und vertiefen sie sogar. Die Erzieher*innen sind mit Herz und Verstand dabei, die Eltern unterstützen nach Kräften. Dass dieses Angebot ankommt, merken wir an den stetig steigenden Nachfragen nach freien Plätzen.
An einem Platz in der Nähe haben wir seit September 2022 eine zweite Gruppe eröffnet, um dann 30, statt bisher 15, Kindern die wunderbare Gelegenheit zu geben, den Lernort Waldkindergarten zu besuchen und eine naturnahe, frohe Kindergartenzeit zu erleben!
In Deutschland gibt es mittlerweile über 2000 Natur- und Waldkindergärten/-gruppen, Tendenz steigend. Gerade in dieser Zeit gewinnt das Modell mit dem hohen Frischluftfaktor an Zulauf. Waldkindergärten gelten als die innovativsten Bildungseinrichtungen im Vorschulalter. Natur- und Waldkindergärten sind ein ökologisches und ökonomisches Thema der Gegenwart und Zukunft. Die Persönlichkeit eines Menschen erhält ihr Fundament in der Kindheit.
Natur- und Waldkindergärten stärken und stabilisieren in besonderer Weise die kindliche Entwicklung. Durch den ständigen Aufenthalt in der Natur erleben und erfahren die Kinder die wechselseitige Abhängigkeit von ihr. Sie erfahren sich als Teil vom Ganzen. Noch im Erwachsenenalter werden diese Kinder durch die Erfahrungen, die sie mit der Natur gemacht haben, geprägt sein. Sie werden diese lieben, achten und schützen. Die Natur ist der ideale Bewegungsraum für die Kinder. Wald- und Naturkindergärten fördern in selbstverständlicher Weise die Bewegung und die körperlichen Aktivitäten der Kinder. Die primäre pädagogische Kraft ist die Natur selbst. Durch unbegrenzten Raum, Stille und Zeit (äußerer Rahmen) werden Kinder in der Entwicklung ihrer emotionalen Stabilität, ihrer Konzentrationsfähigkeit und Ausgeglichenheit angemessen unterstützt. Im direkten, kontinuierlichen Kontakt zur Natur üben Kinder Umsichtigkeit und Rücksicht mit ihr, es werden Gefühle von Vertrautheit in Bezug auf Pflanzen, Tiere, Erde und Wasser entwickelt, um sich letztendlich in der Natur „zu Hause“ zu fühlen. Die Kinder sollen durch die Möglichkeit vielfältige eigene Erfahrungen machen. Vertrauen und Mut in die eigenen Fähigkeiten entwickeln, aber auch ihre persönlichen Grenzen erleben.
Die Natur bietet reichhaltige Möglichkeiten an Spielmaterialien und Spielzeug. Die Kinder konsumieren nicht, sondern haben die Möglichkeit, selbst kreativ zu sein und sich ständig auf neue Situationen einzustellen und dafür Lösungen zu finden. Dies fördert das soziale Lernen in der Gruppe. Auch Kinder mit motorischen Auffälligkeiten haben durch unzählige Gelegenheiten im Wald die Möglichkeit, ihre Defizite auszugleichen bzw. „aufzuholen“. Durch allerlei Erfahrungsmöglichkeiten bei Wind und Wetter werden Kinder einen wachsamen und fürsorglichen Umgang mit sich, der Gruppe und ihrer Umwelt erlernen. Kinder haben die Chance, gegenüber grundlegenden, sich permanent wandelnden Lebensprozessen aufmerksam zu werden und die Vielfalt der Natur im Jahreszyklus zu erleben.